Marina kennt Jugendnotmail

Die meisten Menschen, die mir auf meinen sozialen Kanälen folgen, glauben mit großer Sicherheit, dass ich immer glücklich bin. Eine, die einfach alles hat, was sie sich wünscht und keine nennenswerten Probleme hat. Verübeln kann ich das niemanden. Der meiste Content, den man bei mir findet, ist ja auch sehr positiv. Und das hat natürlich seinen Grund! Tatsächlich lebe ich ein sehr schönes, liebenswertes und behütetes Leben. Erwachsene würden privilegiert sagen. Ich habe eine tolle Familie die mich bedingungslos liebt und mich unterstützt, unser Haus ist wunderschön, ich bin ein gesunder Mensch und ich habe sogar das große Glück, mit Tieren mein Leben verbringen zu dürfen. Klingt alles ziemlich perfekt und ich bin mir dessen bewusst! Ich weiß, dass all das nicht selbstverständlich ist und ich bin wirklich dankbar, so leben zu dürfen.

Und trotzdem bin ich ein ganz gewöhnlicher Teenager der genauso Angst, Wut, Hilflosigkeit, Traurigkeit und Selbstzweifel hat. So wie viele andere auch. Ja, in meinem Leben gibt es diese unschönen Tage, wo alles doof ist und sich in mir ein komisches Bauchgefühl breit macht. Sei es, weil ich mit einer Freundin Streit hatte, ich einen geliebten Menschen aus meiner Familie für immer gehen lassen musste, Smarty von uns ging oder weil ich Probleme in der Schule hatte. Manchmal habe ich auch Zweifel, ob ich anderen Menschen gegenüber aufmerksam und höflich genug bin. Denn wenn nicht, kommt die Angst in mir hoch, dass sie mich vielleicht für abgehoben halten könnten. Klar, ich bin erst fünfzehn und muss noch nicht so umsichtig durchs Leben gehen, wie es vielleicht ein Erwachsener schon kann, aber wenn man in der Öffentlichkeit steht, wird das doch gerne mal erwartet.

An diesen „komisches Bauchgefühl-Tagen“ bin ich zum Glück nie alleine. Jedenfalls nicht sehr lange. Ich glaube meine Mum hat irgendwelche Superantennen an sich! Sie bemerkt einfach sofort, wenn mir was auf der Seele liegt und spricht mich immer gleich an. Manchmal brauche ich einen Moment, aber nach kurzer Zeit kann ich ihr mein Herz ausschütten. Verrückterweise findet sie sofort die richtigen Worte, um mich zumindest erstmal besser fühlen zu lassen. Je nachdem wie groß mein Gefühlschaos ist, ist die gesamte Familie involviert. Mit ihnen über alle Gefühle reden zu können, hilft mir wirklich sehr.

Jugendnotmail x Marina

Ich weiß, dass nicht alle jungen Menschen das Glück haben, dass ihnen zugehört wird. Jetzt fragst du dich sicherlich, woher ich das denn bitteschön wissen will? Nun, ich werde selber von Freunden und Bekannten angerufen bzw. angeschrieben. Manche weinen, manche fühlen sich einfach nur schlecht. Manchmal telefoniere ich bis in die Nacht mit ihnen. Es macht mich traurig und hilflos, da ich nicht viel mehr tun kann, als zuzuhören.

Bestimmt fragt sich der ein oder andere, warum ich ausgerechnet jetzt über dieses Thema einen Blogbeitrag schreibe. Die Sache lässt sich schnell aufklären. Ich bekam vor ca. einer Woche eine Mail von der Organisation @jugendnotmail.de, die sich genau um dieses Thema kümmert. Und nein, ich werde dafür nicht bezahlt, dass ich euch darüber informiere. Da ich aber Menschen im engsten Umfeld habe, die Hilfe gebrauchen könnten, wollte ich darauf unbedingt aufmerksam machen. Es wird eine große Kampagne unter dem Motto #allesfühlen geben. Es ist ganz leicht Kontakt aufzunehmen. Es muss niemand irgendwo hinfahren. Alles läuft online und über die sozialen Netzwerke. Ihr findet Infos auf Instagram und TikTok (@jugendnotmail). Das finde ich persönlich besonders schlau, denn genau dort halten wir jungen Menschen uns doch eh viel auf.

Viel zu viele Kinder und Jugendliche können nicht über ihre Gefühle reden. Sie wissen nicht mit wem oder haben Angst, dass sie nicht ernst genommen werden. Aber das ist falsch! Wenn aus Angst Wut wird, dann verändert es euer eigentliches Ich. Die Gefahr besteht, dass ihr zu einem Menschen werdet, den ihr selber lieber nicht begegnen würdet. Wir müssen über das reden, was uns bedrückt oder bewegt. Alles andere macht über die Zeit ernsthaft seelisch krank. Gefühle sind wichtig und müssen zugelassen werden. Besonders die letzten 1 ½ Jahre waren für viele von uns einfach nur furchtbar. Es haben sich ungute Gefühle und Gedanken aufgebaut. Aber das muss nicht so bleiben. Es gibt dort draußen Menschen, die helfen wollen und auch helfen können. Ich weiß… es benötigt eine große Portion Mut, den ersten Schritt zu machen! Aber wenn ihr diesen ersten Schritt schafft, dann seid ihr nicht mehr alleine.

Lasst es nicht zu, dass euch negative Gefühle beherrschen und ihr euer Leben falsch ausrichtet. Jeder einzelne von euch ist unglaublich wertvoll und hat das Recht, glücklich zu sein!

Also seid mutig… für euch!!!